Freitag, 17. Oktober 2014

Das leidige Verkehrsproblem






Gestern, Donnerstag, wurde das Gutachten veröffentlicht, das, in gegenteiliger Bewertung zum bereits vorliegenden CIMA-Gutachten, zu der Schlussfolgerung kommt, dass das geplante Einkaufszentrum auf dem Gelände der KAW-Hallen die Innenstadt nicht befruchten, sondern, im Gegenteil, veröden würde.

Mindestens ein weiterer Problemkreis kommt hinzu: der Verkehr.

Die Bahnhofstraße ist wegen des Nadelöhrs unter den Bahntrassen durch den kommenden und gehenden Verkehr aus und nach Westen, Südwesten und Süden sowie den sonstigen Anwohnenden und Fernverkehr bis zum Anschlag belastet, ca. 15.500 Fahrzeuge nutzen die Straße jetzt schon. Durch das Vorhaben sollen gut 3.800 Fahrzeuge hinzukommen - insgesamt werden es, laut Gutachten, knapp über 20.000 Fahrzeiuge sein, die täglich die Bahnhofstraße nutzen, sofern das Vorhaben umgesetzt wird. Das sind 25 % mehr als jetzt! Damit ist die Straße bis zum Anschlag ausgelastet. Mehr ist nicht drin.

In Hinsicht auf die dadurch entstehende Lärmbelästigung ist die meiner Ansicht nach zynische Reaktion auf die Lärmsteigerung: Laut Lärmgutachten übersteigt das Geräusch auf der Bahnhofstraße schon jetzt jedes erlaubte Maß, da macht dann das bißchen mehr Lärm auch nichts mehr aus. Im Angebot sind Lärmschutzfenster für einige Gebäude - ich hoffe, dass die auch ohne Griffe geliefert werden...

Nach übereinstimmender Meinung aller Gutachter muss eine Ampel her. Diese regelt den fussläufigen und radfahrenden Querungsverkehr, die Einmündung aus und die Einfahrt auf das KAW-Gelände. Das zum damaligen Antrag gehörende Gutachten spricht von einem Umlauf von 75 Sekunden. Schauen wir mal, wie es damit aussieht:

Die Ampel regelt zunächst den Querungsverkehr. Die Bahnhofstraße ist an dieser Stelle ca. 13 m breit (nur die Autostrasse). Diese gilt es zu überwinden. Bei einer geschätzten Rollator-Schiebe-Geschwindigkeit von 3 km/h dauert dies etwa 11 Sekunden. Mit Bürgersteig runter und wieder rauf sind das 15 Sekunden. Ich weiß nicht, wieviel Räumzeit die Straßenbauvorschriften vorsehen, aber ich schätze, dass damit schon mindestens 25 der 75 Sekunden weg sind. Damit bleiben noch 50 Sekunden für Linksabbieger aus Richtung Gützkower Straße, Rechtsabbieger aus dem KAW-Geländer, Linksabbieger aus dem KAW-Gelände, Geradeausfahrende in Richtung Gützkower, Geradeausfahrende in Richtung Betontrog unter dem Bahnhof.

Allein diese Aufzählung reicht schon aus, um zu zeigen, dass man mit einem Umlauf von 75 Sekunden nicht hinkommt.

Das bedeutet: Mitten auf einer der verkehrsreichsten Straßen Greifswalds hat man zwischen Betontrog und Gützkower Straße eine weitere Ampel, die den Verkehr auf jeden Fall länger als 75 Sekunden aufhält - mit allen Konsequenzen für die Staubildung.

Das Problem haben wir natürlich nur zu den Stoßzeiten. Just während dieser Stoßzeiten halten voll besetzte Züge aus Stralsund und aus dem Süden am Bahnhof mit Pendlern und Reisenden. Deren Weg führt zu einem großen Teil auf den Fussgehenden- und Radfahrendenweg südlich der Bahnhofstraße. Zuerst kommen die Räder, das sind die schnellsten, dann die Roll- und Aktenkoffer. Und die haben an der Einfahrt zum KAW-Gelände Grün, wenn auch die Autos Grün haben. Das heißt: Geradeausfahrende aus Richtung Betontrog müssen warten, bis die vor ihnen stehenden Autos rechts ab auf das Gelände gebogen sind, was diese aber nicht können, da dort die Ampel genutzt wird - und Peng, schon ist wieder Rot.

Das Stauende wird bis in den Betontrog reichen, vielleicht sogar bis zum Kreisel.

Das Chaos ist perfekt.

Hinzu kommt, dass nach aller Planung für Fleischervor- und Innenstadt es Verkehrsberuhigung  und andere Verkehrsführung geben wird. Mittendrin ist der reißende Fluß Bahnhofstraße, der das Gebiet in zwei völlig getrennte Bereiche zerhackt, eine fast unüberwindliche Sperre darstellt. Damit wiederspricht diese Mehrbelastung allen Planungen für die Innen- und die Fleischervorstadt, ja, sie konterkariert sie sogar - nebenbei übrigens auch die Zusammenlegung der Versorgungsbereiche Fleischervor- und Innenstadt, die mit der Umsetzung der Planung sich selbst ad absurdum führen würde.

Mindestens aus diesen verkehrspolitischen Gründen ist das geplante Einkaufszentrum auf dem Gelände der KAW-Hallen abzulehnen.

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